Sehen Juden für sich eine Zukunft in Europa? Richard C. Schneider, langjähriger ARD-Korrespondent in Israel, ist skeptisch. Er sagt dazu:
"In Deutschland scheint die Lage - im Vergleich zu anderen europäischen Staaten - noch überschaubar, doch die Realität der Zahlen und Statistiken weist auch in Deutschland eine steigende Tendenz antisemitischer Straftaten und eines entsprechenden Gedankenguts aus. Die jüdischen Gemeinden können ein Lied davon singen: die Zunahme an antisemitischen Briefen und Hassmails ist ein klares Anzeichen für das Brechen eines Tabus, eines Dammes. Hinzu kommt: Längst sind diese Briefe nicht mehr anonym, sondern mit Namen und Adressen versehen, die Antisemiten scheinen sich nicht mehr verstecken zu müssen.
Hinzu kommt der Antisemitismus einer Partei wie der AfD, der Anti-Zionismus muslimischer Kreise, die Neo-Nazis vor allem in Ostdeutschland. Zwar wurden in den letzten Jahren "nur" 7,5% der in Deutschland lebenden Juden tätlich angegriffen, doch wenn man das in realen Zahlen betrachtet, ist dies nicht unerheblich, denn das heißt, dass rund 11 250 Juden Opfer eines antisemitischen Gewaltaktes in Deutschland wurden.
In Frankreich, Belgien und Schweden sieht es noch viel schlimmer aus. In Malmö beispielsweise gibt es so gut wie keine Juden mehr. Nachdem die Stadt mehrheitlich aus muslimischen Einwanderern besteht, die Juden auf offener Straße angreifen, und die schwedische Polizei nicht eingreift, weil sie Angst hat (selbiges ist in Frankreich vor allem in den Banlieus zu beobachten), sind die meisten Juden inzwischen ausgewandert. In Frankreich und Belgien ist die Lage ähnlich prekär."
Wir laden Sie ein, Richard C. Schneiders Ansichten kennenzulernen und darüber ins Gespräch zu kommen.
Richard C. Schneider, geboren 1957, ist Journalist, Buch- und Fernsehautor. Er war von 2006 bis 2015 ARD-Studioleiter und Chefkorrespondent in Tel Aviv, 2016 Leiter TV und Chefkorrespondent im ARD Studio Rom, und arbeitet jetzt wieder als Editor-at-large und Filmemacher für die ARD. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit dem Nahostkonflikt, der israelischen Gesellschaft und der jüdischen Geschichte.
In Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf Düsseldorf und der Franz Rosenzweig Loge (Bnai Brith).